Das Zusehen

„Ein wunderbar träumerisches Buch eines sehr jungen Talents, das ein großes Potential erkennbar macht und auf weitere tiefsinnige Romane hoffen lässt, die sich mit den großen Fragen des Lebens und persönlichen Deutungen von philosophischen Begriffen beschäftigen.“

René Müller-Ferchland

LESEPROBE

Roman von Tatjana Bleich / 2008 – Asaro Verlag / ISBN: 978-3-939698-37-1 Softcover / 324 Seiten / 19,90 Euro / HIER BESTELLEN

Klappentext:
Jeder sieht jedem beim Leben zu. Man sieht den Fröhlichen zu und den Traurigen und merkt, wie wenig Einfluss man manchmal auf die Dinge und Menschen haben kann und wie sich das eigene und das fremde Leben verändert und wandelt. Plötzlich kommen Fragen auf: Kann Einsamkeit oder Angst zum Tod führen? Was tut weniger weh, das Sprechen oder das Schweigen? Und die Vernunft? Führt sie zum Glück oder vielleicht doch zum Unglück…?
Siebzehn Jahre ist Estella, als ihr ein Mann vorgestellt wird, den sie heiraten soll. Mr. Maysen: Ein reicher Architekt, ein verschlossener, schweigsamer Mensch. Estella möchte weiter lernen und im Internat bleiben, wohin sie nach dem Tod ihrer Eltern von ihren Verwandten geschickt wurde. Unfreiwillig kommt sie jedoch seinen Einladungen nach. Sie begegnet seinem einsamen Haus, seinem schönen Garten und ihm, der ein dunkles Geheimnis verbirgt. Estella begegnet sich selbst. Sie lässt Mr. Maysen zurück und kommt doch nicht von ihm los.

Auswahl Presseberichte
14.08.08 / 29.10.15 / 14.11.15 / 07.10.16

Rezension von Lora liest: Das Zusehen – Ein sehr beindruckendes Debüt: Was kann man anderes an einem verregneten Urlaubstag unternehmen, als ins Museum zu gehen oder ein gutes Buch zu lesen? Ich entschied mich für dieses Buch und wurde mit einer äußerst eindrucksvollen und berührenden Geschichte belohnt. Tatjana Bleich entführte mich in die komplexe Welt der Gefühle. Gefühle, denen die Vernunft entgegensteht. Ihr Debüt fesselte mich so sehr, dass ich einen ganzen Regentag lang komplett in ihre Welt eintauchte.

Selten habe ich einen Roman der Gegenwart gelesen, der sich so intensiv und konsequent mit der Gefühlswelt auseinandersetzt. Liebe, Angst und Verzweiflung: Was sind das für Gefühle? Woher kommen sie und wohin führen sie uns? Welche Rolle spielt die Vernunft in unserem Handeln? Da ist zum Beispiel Adrian Maysen, der erfolgreiche Architekt, der in der Mitte seines Lebens steht, sich aber aufgrund eines dunklen Geheimnisses in einer tiefen melancholischen Verzweiflung befindet. Und dann ist da Orlando, der junge Lebenskünstler. Er ist eher pragmatisch und findet an jeder Lebenssituation, mag sie noch so ausweglos erscheinen, die positive Seite. Dazwischen steht die Hauptprotagonistin Estella, die sich zu beiden Männern auf sehr unterschiedliche Weise hingezogen fühlt. Durch die emotionale Auseinandersetzung mit den beiden wächst ihr Selbstbewusstsein, das ihr dann erlaubt mutige Entscheidungen zu treffen. Wir begleiten Estella in ihrer Entwicklung von einer zurückhaltenden 17-jährigen Schülerin zu einer selbstbestimmten erwachsenen Frau.

Der Schreibstil ist einzigartig virtuos. Sie spielt mit Metaphern und Stimmungen aus der Farbwelt sowie mit Licht und Schatten, was mich an die Literatur der Romantik erinnert (ich meine damit nicht die kitschige Romantik!) und zieht mich tief in die emotionale Welt der Protagonisten hinein. Sie führt zum Beispiel wortwörtlich einen roten Faden durch die gesamte Geschichte bis zu ihrem Ende. Rückblenden, Perspektivwechsel und der Einsatz von Briefen und Träumen als Stilmittel halten die Spannung. Die Autorin lässt aber gleichzeitig der Geschichte Zeit sich zu entwickeln und stellt die philosophisch-literarische Auseinandersetzung mit ihrer Fragestellung in den Mittelpunkt.

Tatjana Bleich hat mit ihrem Erstling ein anspruchsvolles Werk vorgelegt, das bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Durch die melancholischen Elemente wirkt die Geschichte dunkel und schwer, auch wenn viel mit Farbe und Licht gespielt wird. Wer diesen Roman lesen will, sollte sich unbedingt Zeit dafür nehmen. Er bietet eine Menge Impulse zum Nachdenken.

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